Im 1. Teil des Blogbeitrags zur „Erste Hilfe für Gefühlsverarbeitung“ haben wir uns mit den Grundlagen und Begriffserklärungen zu Emotionen und Gefühlen auseinandergesetzt und wie sich Emotionen und Gefühle voneinander unterscheiden. Als nächsten haben wir uns damit beschäftigt, wie wir diese im Körper verarbeiten und was passiert, wenn wir mit diesen in Widerstand gehen.
Im 2. Blogbeitrag setzten wir uns mit der stimmigen Verarbeitung von Gefühlen auseinander bzw. was es alles an Voraussetzungen dafür braucht.
Im 3. Teil der Gefühlsverarbeitung erfahren wir nun mehr über brauchbare Tools zur Gefühlsverarbeitung und Beispiele, wo und wie wir diese einsetzen können.
Hilfreiche Bri-Kensho Tools, zum Umgang mit aktuell auftauchenden negativen Emotionen und deren Gefühlsverarbeitung
1. sich bewusst kurz davon distanzieren und sich fragen, ob man jetzt gerade wirklich im Leid bleiben möchte
1.1. Kommt beim Nachfragen ein Ja, entscheiden wir uns ganz bewusst für ein Ja
Wir fühlen uns somit dem ganzen Leidensprozess nicht mehr hilflos ausgeliefert, da wir hierfür die Verantwortung übernommen haben. Wir haben es bewusst eingeleitet und können es somit auch jederzeit, wenn es dann doch als stimmig erscheinen sollte, bewusst wieder beenden.
Ein bewusstes Ja, für den Leidenszustand, gibt uns die Chance einerseits genau zu fühlen, was da gerade im Körper passiert und andererseits die Möglichkeit es auch von der neutralen Beobachterposition zu betrachten:
- Welche Kindheitserlebnisse wurden angetriggert?
- Welche Bedürfnisse werden gerade gelebt, die das Leid dafür brauchen?
- Welche Überzeugungen stecken dahinter, die wir noch nicht loslassen wollen?
- Welcher innere Glaubenssatz ist so stark, dass wir glauben, er ist gerade wahr?
Und nicht zu vergessen, jeder selbst durchgemachte Leidensprozess erweitert unseren Horizont: Wir sind Erfahrungen reicher und es hilft uns in andere Menschen, mit ähnlichen Leidensprozessen besser einfühlen zu können.
Wenn wir uns bewusst dafür entscheiden, dass wir jetzt hilfreicher mit unseren Gefühlen umgehen möchten, dann empfehle ich sehr, das bewusste Ja für das Leid zuerst in mehreren Zyklen durchzugehen, bevor wir zu Schritt 1.2 weitergehen, damit wir lernen können, welche automatisierten Umgangsprozesse ablaufen und welche Überzeugungen uns dabei beeinflussen.
1.2. Kommt beim Nachfragen ein Nein, wechseln wir in den Fragemodus
Wenn wir uns vom dem Leid überrumpelt und hilflos ausgeliefert fühlen (wir uns also voll in der Opferrolle fühlen) hilft oft ein Nachfragen an sich selbst:
- Ist der Umgang mit dem gerade vor sich gehenden Emotionen hilfreich/stimmig?
- Tut mir das, was gerade in mir vorgeht, wirklich gut?
Kommt ein Nein als Antwort, bleiben wir im Fragemodus und fragen zum Beispiel: - Was würde ich jetzt gerade sagen, machen, denken, wenn ich nicht mit diesem automatisierten Modus reagiert hätte?
Diese Fragen wirkt vielleicht seltsam, aber sie sind enorm wirksame Fragen. Probiere es unbedingt mal aus, bevor du in den Abwertungs- u. Widerstandsmodus wechselst.
Sie helfen uns einen Perspektivwechsel einzunehmen und dieser Perspektivwechsel ist entscheidend, weil wir dadurch erkennen, dass wir immer eine Wahl haben. Wir können jetzt gerade wirklich etwas ändern. Nicht die Menschen rundherum, nicht die Umstände, nein es sind wirklich wir selbst, die jetzt gerade eine enorme Veränderung durchführen können.
2. Ausstieg aus dem momentanen Leidmuster
Entscheiden wir uns dafür diesmal aus dem Leidensmuster auszusteigen, hilft folgender Umgang:
Fragen stellen wie bspw.:
- Wie würde ich jetzt reagieren, wenn ich auf das Gefühl nicht hören würde?
- Wie würde ich stattdessen reagieren?
- Wie würde ich stattdessen meine Stimme und meinen Körper einsetzen?
- Was würde ich stattdessen denken und fühlen?
Je mehr wir uns schrittweise bewusst für den neuen Umgang entscheiden trotz der immer noch vorherrschenden Überzeugungen und Gefühlen, desto mehr verändern wir unsere „Realität“. Es ist wie das Umdrehen einer Sanduhr, das Wenden einer Münze oder bewusst einen neuen Weg auf einer Kreuzung einzuschlagen, den wir noch nie vorher gegangen sind. Alles verändert sich binnen Sekunden/Minuten. Eine neue Realität/Wahrheit entsteht.
3. generellen Perspektivwechsel einnehmen
Wenn wir uns selbst ehrlich hinterfragen, stellen wir fest, dass es Überzeugungen gibt, die wir mal hatten und die sich zu einem späteren Zeitpunkt in Luft aufgelöst haben. Es war nicht mehr wichtig. Wenn wir uns das bewusst machen, können wir das auch für unsere jetztige negative Überzeugung nutzen. - Wir können sie als unsere Realität weiterhin übernehmen.
- Wir können auf sie hören, müssen aber nicht.
- Wir können sie hinterfragen.
- Wir können experimentieren, wie es ist, wenn wir trotz der vorherrschenden Gefühle und Überzeugungen wir einfach so tun, als wäre es anders (in einer Form, die unser inneres System gerne als stimmig erklärt, sich aber vom Gefühl und Bewertungssystem davon aber abhalten lässt).
nähere Informationen wie wir unsere „Realität“ konstruieren findest du auch in meinem Blogbeitrag: „Was ist die Realität?“
sowie mehr Information über das Konstruieren von „Glaubenssätzen“ findest du in diesem Blogbeitrag: „Glaubenssätze“
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